Insolvenz – Warum werden Unternehmen zahlungsunfähig?

Geschrieben am 23.02.2023

Insolvenz ist ein Thema, mit dem sich Unternehmen, denen es gut geht, wenig bis gar nicht beschäftigen müssen. Regelmäßige Einnahmen, bezahlte Rechnungen und Gehälter und neue Aufträge schaffen Sicherheit in der Planung.

Doch was ist, wenn etwas im Unternehmen nicht mehr funktioniert? Kunden zahlen nicht regelmäßig, neue Aufträge kommen nur schleppend bis gar nicht und die laufenden Kosten bleiben?

Eine Insolvenz kann schneller eintreten als man denkt.

Insolvent ist ein Unternehmen, wenn es zahlungsunfähig ist. Das bedeutet, dass Rechnungen von Lieferanten und Löhne von Arbeitnehmern nicht fristgerecht, nur teilweise oder gar nicht mehr bezahlt werden können (siehe § 17 Abs. 2 InsO). Hierbei ist aber zu beachten, dass nach der Rechtsprechung Zahlungsstockungen von bis zu 3 Wochen und geringfügige Liquiditätslücken von weniger als 10% noch nicht bedeuten, dass ein Unternehmen zahlungsunfähig ist.
Ist abzusehen, dass ein Unternehmen nicht in der Lage ist den Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, kann das Unternehmen selbst einen Insolvenzantrag (Eigenantrag) stellen. Das Unternehmen kann sich damit vor dem Fremdantrag eines Gläubigers schützen. Der zu späte Antrag einer Insolvenz kann ggf. als Straftat betrachtet werden und zu einem Verfahren wegen Insolvenzverschleppung führen.

Ist ein Unternehmen überschuldet, gilt es auch als insolvent. Zum Beispiel bei Kapitalgesellschaften (z.B. GmbH), wenn aufgrund einer bilanziellen Schuldendeckungskontrolle feststeht, dass das Vermögen die Verbindlichkeiten nicht mehr deckt.

Für 2016 bezifferte das Statistische Bundesamt (Destatis) die für die Gläubiger erwarteten Forderungen (allein in Deutschland!) auf immerhin 27,4 Milliarden Euro. Das waren rund zehn Milliarden Euro mehr, als noch im Jahr 2015. Dieser Unterschied erklärt sich damit, dass 2016 weitaus mehr Zusammenbrüche wirtschaftlich bedeutender Firmen stattgefunden haben. Auch wenn insgesamt weniger Insolvenzen gemeldet wurden.

Was führt ein Unternehmen eigentlich in die Zahlungsunfähigkeit?

1. Umsatz geht vor Gewinn

Werden neue Aufträge an Land gezogen, freut sich der Unternehmer über den anstehenden Umsatz. Das Projekt wurde durchgeführt, die laufenden Kosten des Projekts bezahlt. Es wird investiert und am Ende blieb der Gewinn aus, obwohl Umsatz gemacht wurde. Viele Unternehmer übersehen, dass das Unternehmensziel nicht der Umsatz, sondern der Gewinn ist. Selbstverständlich kann ohne Umsatz kein Gewinn gemacht werden. Gefährlich wird es dann, wenn sich mit steigenden Umsätzen die Gewinne nicht mit erhöhen. Bei steigenden Umsätzen mit ausbleibenden oder geringen Gewinnen ist es nur eine Frage der Zeit, bis die zunehmenden Kosten Überhand gewinnen und das Unternehmen im schlimmsten Fall in die Insolvenz rutscht.

2. Keine Rücklagen, keine Sicherheit

Wird sowohl Umsatz als auch Gewinn verzeichnet, geht es dem Unternehmen gut. Das sehen viele Unternehmer als den richtigen Zeitpunkt an, in das Unternehmen zu investieren. Neue Mitarbeiter werden eingestellt und neue Büroräume angemietet. Eine neue, hoch finanzierte Betriebsausstattung darf auch nicht fehlen. Das Unternehmen zu fördern ist zwar sinnvoll, allerdings sollte dabei beachtet werden, dass ein Unternehmen nicht nur fähiges Personal und eine gute Ausstattung braucht. Rücklagen und Schuldenfreiheit sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil und sollten nicht ignoriert werden.Unternehmer glauben oftmals Finanzcoaches, die davon reden, dass Schulden für ein Unternehmen sinnvoll sind. Die Zinsen, wird dabei gesagt, sollen steuerlich absetzbar sein. Aufgrund von Steuerzahlungen ist jedoch noch kein Unternehmen zahlungsunfähig geworden, solange die Steuern fristgerecht gezahlt und Nachzahlungen mit einkalkuliert wurden. Werden die Zinsen über einen längeren Zeitraum nicht bezahlt, kann man auf die Unterstützung der Bank natürlich irgendwann nicht mehr zählen.

3. Luxusleben als Unternehmen

Ein Unternehmer eines etablierten, jahrelang aufgebauten Unternehmens hat es verdient die Ernte seiner harten Arbeit zu genießen. Dass das mitunter Jahrzehnte dauern kann, ist vielen Unternehmern nicht bewusst. Sie glauben, dass sie einen Anspruch auf eine feste Vergütung haben. Im schlimmsten Fall denken sie sogar, dass sie mehr verdienen sollten. Schließlich sind sie Unternehmensführer.Das ist aber falsch. Ein Unternehmer bekommt nur das, was übrig bleibt. Das ist – zumindest in der Anfangszeit – weniger, als die meisten Arbeitnehmer verdienen.Die von Unternehmern angenommene Trennung zwischen Unternehmens- und Privatsphäre ist meist nur Schein. Im Rahmen einer Einzelfirma, beziehungsweise als persönlich haftender Gesellschafter, besteht unbeschränkte Haftung.Viele Unternehmer merken zu spät, warum die Bank ihnen großzügig Privatkredite für z.B. ein Haus gestattet. Letztendlich gelten diese als Absicherung für die Bank, wenn der Unternehmer private Kosten nicht mehr decken kann, weil die Firma nicht mehr liquide ist.

4. Vertrauen ist gut

Geht ein Unternehmen pleite, gibt es viele Stellen, an denen die Schuld gesucht wird. Die Bank ist schuld, da sie kein Geld mehr bereitgestellt hat. Die Kunden sind Schuld, weil sie ihre Rechnungen nicht bezahlt haben und Produkte nicht zu angemessenen Preisen abnehmen. Die Mitarbeiter tragen auch ihren Anteil, da sie nicht genug arbeiten. Dank ihnen wurde kein ausreichender Umsatz oder Gewinn generiert. Der wesentliche Grund, warum ein Unternehmen in die Zahlungsunfähigkeit gerutscht ist, wird übersehen: Der Unternehmer selbst.Er trägt für sein Unternehmen die Hauptverantwortung. Wurde das erstmal realisiert, kann das der erste Schritt in Richtung Besserung getan werden.

5. Anfangsverluste sind doch normal

Vorübergehende Anfangsverluste gehören zum Unternehmen dazu. In der Theorie heißt es “auf magere Jahre folgen auch wieder fette Jahre”. Das mag früher zugetroffen haben, aber nicht mehr in der heutigen Zeit. Wird gegen Verluste nicht sofort etwas unternommen, kann man sich nicht mehr über die fetten Jahre freuen. Werden diese zum Beseitigen von Schulden genutzt, anstatt Gewinn zu verzeichnen und für Rücklagen zu sorgen, ist das frustrierend. Spätestens wenn Unternehmen in der ersten Krise stecken, zeigt sich, welches Unternehmen Potential hat zu wachsen und welches eingeht. Die einen Unternehmer handeln rechtzeitig durch einen aktiven Lernprozess in der Krisenbewältigung und sichern sich vor zukünftigen Problemen. Die anderen warten zu lange. Sie schaffen es dann nicht mehr aus der Verlustzone heraus.

Natürlich gibt es noch mehr Gründe, die dazu führen können, warum ein Unternehmen in die Insolvenz rutscht.

Zukunftsorientierte und realistische Entscheidungen helfen aber, sich vor einer Insolvenz zu schützen.Es ist immer ratsam einen genauen Überblick über die Finanzen zu haben. So hat das eine oder andere Unternehmen erst beim Jahresabschluss bemerkt, wie viele offene Rechnungen noch ausstehen und wie viel Umsatz dadurch noch generiert werden könnte. Hier wird sich oftmals dazu entschieden vermeintliche Kosten zu sparen. Es werden eigene Mitarbeiter für die Eintreibung der Forderungen angesetzt. Das ist kostspielig, mühsam und oftmals, auf Grund mangelnder Kenntnisse, erfolglos (sehen Sie hierzu unseren Blogbeitrag “Offene Forderungen am Ende des Jahres – und jetzt?“).

Das heißt im Umkehrschluss: Forderungsmanagement bleibt für jedes Unternehmen eine Kernaufgabe. Deshalb sollte man, gerade in wirtschaftlich guten Zeiten, in entsprechende Maßnahmen und Prozesse investieren.

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