Kann Inkasso wirklich kostenlos sein?

Geschrieben am 15.05.2023

Kostenloses Inkasso beauftragen – ein ansprechendes Werbeangebot ohne weitere Pflichten, nicht wahr? Doch ist eine solche Aussage tatsächlich in der Praxis realisierbar? Oder sollte man bei einer scheinbaren Gratis-Inkasso-Leistung eher skeptisch sein? In diesem Blogpost möchten wir Licht ins Dunkel bringen und das Versprechen „Inkasso kostenlos beauftragen“ gründlich hinterfragen.

Bereits die Einführung deutet darauf hin: Eine kostenlose Inkasso-Dienstleistung ist in der Praxis kaum umsetzbar. Die Gründe dafür sind vielfältig:

  • Es entstehen unvermeidlich Kosten im Inkasso-Prozess
  • Inkassokosten fallen dem Schuldner zur Last
  • Gerichtsgebühren fallen im Mahnverfahren an
  • Nachgerichtliches Inkasso verursacht Zwangsvollstreckungskosten

Inkasso beauftragen: Kostenfrei und Kostenneutral

Inkasso ist nie wirklich kostenlos, vergleichbar mit einem Gratis-Monat bei Netflix. Denn selbst wenn der Inkasso-Prozess reibungslos verläuft und der Schuldner unmittelbar nach der ersten Inkasso-Mahnung bezahlt, fallen gesetzlich festgelegte Inkassogebühren an.

Diese Gebühren belasten den Schuldner direkt im Rahmen der Inkassoabrechnung. Streng juristisch betrachtet, fallen diese Kosten jedoch dem Gläubiger zu, der das Inkassounternehmen beauftragt hat. Dass diese Gebühren nicht separat vom Schuldner eingefordert werden, liegt daran, dass sie als sogenannter Verzugsschaden gelten. Also Kosten, die nur entstehen, weil der Schuldner in Zahlungsverzug geraten ist.

Aus der Perspektive des Auftraggebers (des Gläubigers) entstehen in einem solchen Fall tatsächlich keine Kosten, die er aktiv begleichen muss. Dennoch: Kosten fallen an, selbst wenn sie vom Schuldner getragen werden müssen.

Inkasso ist daher kostenneutral, aber nicht kostenfrei!

Inkasso beauftragen: Kostenfrei, trotz Nebenkosten?

Im Allgemeinen können auf jeder Stufe der Inkasso-Bearbeitung Nebenkosten anfallen. Dies sollte jedem bewusst sein, der sich dazu entscheidet, ein Inkasso-Unternehmen zu beauftragen. Es kann nicht kostenlos sein, wenn für das Inkasso-Unternehmen eigene Kosten entstehen.

Im vorgerichtlichen Inkasso können beispielsweise Kosten für die Adressermittlung anfallen, wenn die aktuelle Adresse des Schuldners erst vom Einwohnermeldeamt erfragt werden muss. Das gerichtliche Mahnverfahren ist mit Gerichtsgebühren verbunden. Und Gerichtsvollzieher, die nachgerichtlich titulierte Forderungen in der Zwangsvollstreckung durchsetzen sollen, arbeiten ebenfalls nicht umsonst.

Das Angebot „Inkasso kostenlos beauftragen“ ist einfach nicht realisierbar. Forderungsmanagement ist ein professioneller Service, der von spezialisierten Dienstleistungsunternehmen angeboten wird. Sie können ihre Dienste genauso wenig kostenlos anbieten, wie beispielsweise ein Softwareunternehmen, das eine Software aktualisiert.

Ist Inkasso dennoch lohnenswert?

Die vorgerichtliche Erfolgsquote im Inkasso beträgt heutzutage über 50%. Das bedeutet, dass jede zweite Forderung innerhalb von vier bis zwölf Wochen erfolgreich eingetrieben und an den Gläubiger ausgezahlt wird. In den gerichtlichen und nachgerichtlichen Phasen steigt die Erfolgsquote auf über 80%, sodass nur jede fünfte Forderung in die Langzeitüberwachung übergeht.

Selbst diese 20% offenen Posten sind nicht notwendigerweise uneinbringlich und müssen abgeschrieben werden. Sie sind tituliert und können in der Zwangsvollstreckung geltend gemacht werden. Und das für volle 30 Jahre.

Diese Statistik allein zeigt, wie effektiv Inkasso heute ist. Tatsächlich ist es sogar erfolgreicher als je zuvor!

Ein professioneller Service kann nicht kostenlos sein. Inkasso ist eine extrem komplizierte Dienstleistung, die viel Fachwissen erfordert und nicht spontan durchgeführt werden kann. Sie ist äußerst erfolgreich, zielorientiert und jeden Cent wert.

 

Beitragsfoto von 3D Animation Production Company auf Pixabay

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